Aktuell
26.11.2019
Der Schwarzwald - welche Architektur passt heute?
Wo kommen wir her? Wo wollen wir hin? Nachdem Klaus sich bereits mit der traditionellen Architektur im Schwarzwald auseinandergesetzt hat, geht es in der dritten Kolumne für´s "Netzwerk Südbaden" um das neue Bauen in unserer Region.
So schön der klassische Schwarzwaldeindachhof ist, er taugt bei weitem nicht als Blaupause für alle Bauaufgaben. Dafür sind die nutzungsanforderungen heute viel zu unterschiedlich. Architektur ist immer mit dem Ort und der Funktion verknüpft. Da ist das historische Schwarzwaldhaus nur sehr eingeschränkt verwendbar. Deshalb stellt sich ambitionierten Bauherrn und Architekten durchaus die berechtifte Frage, wie das neue Bauen im Schwarzwald aussehen kann. Gerne wird in diesem Zusammenhang auf das österreischische Bundesland Vorarlberg verwiesen. Dort hat man vor rund 30 Jahren eine Gestaltungsinitiative begonnen, die bis zum heutigen Tag trägt, nicht nur in der dortigen Architektenschaft, sondern auch in der Bevölkerung. Das scheint mir ein wesentlicher Aspekt zu sein.
Architektur wurde in Vorarlberg vor allem von Unternehmensinhabern bereits in den 1980er Jahren, als Medium für den Transport von Inhalten, wie Innovation, Weltoffenheit und Technologie begriffen. Und wie das im Leben halt so ist: hat ein Unternehmen einmal eine Marke gesetzt, dann wollen die anderen diese gerne übertrumpfen. Daraus entstand in Verbindung mit kommunalen Bauten ein richtiger Wettbewerb. Seriöse Akteure konnten es sich einfach nicht mehr leisten 0815 zu bauen. Das hat der Qualität der Architektur und der Diskussion über eine neue Baukultur einen gewaltigen Schub verliehen. Und die konnte aufgrund der "Kleinheit" der Region auf einem ganz anderen Niveau und auch mit einer anderen Geschwindigkeit geführt werden, als dies derzeit im Schwarzwald möglich ist. Der Schwarzwald hat mehr als doppelt so viel Fläche und Einwohner. Deswegen sind beide Regionen nicht wirklich miteinander vergleichbar. Man kann aber durchaus von den Vorarlbergern lernen. Es ist auch im Schwarzwald gelungen, dass der Wert von Baukultur wieder anerkannt wird. Architektur und Gestaltung sind ein hochaktuelles Thema, nicht nur bei Innovativen Unternehmen, auch in den Gemeinderäten. Hier hat die Initiative "Baukultur Schwarzwald", die vor über 10 Jahren ins Leben gerufen wurde, Entscheidendes bewirkt. Das zeigen auch die Ergebnisse aus den bisherigen Wettbewerben "neues Bauen im Schwarzwald". Baukultur ist auch bei uns hipp geworden. Interessant dabei ist, dass viele Preisträger mit dem Material Holz arbeiten und damit eine lange Tradition im Schwarzwald fortsetzen.
Die Aufgaben sind heute sehr vielfältig und die wenigsten Projekte stehen direkt an der Naturgrenze. Deswegen spielt die Musik vor allen Dingen innerhalb der Gemeinden. Innenverdichtung ist jeder Neuerschließung von Baugebieten im Außenbereich vorzuziehen. Und man wird in fast jedem Schwarzwaldort ungenutzte Bausubstanz finden, aus der sich heute etwas machen lässt. Das haben viele ausgezeichnete Projekte bewiesen.
Um den zukünftigen Anforderungen gerechtet zu werden, wird es jedoch nicht ausreichen, den Gebäudezustand zu sanieren und umzunutzen. Dafür sind auch Neubauten notwendig. Um Nachhaltig im ökologischen und ökonomischen Sinne agieren zu können, müssen Grundstücke mit einer vernünftigen Dichte bebaut werden. Sehr schöne Beispiele für eine intensive Nutzung von Grundstücken gibt es in fast jeder Gemeinde aus der Gründerzeit. Diese Projekte stehen in der Regel heute unter Denkmalschutz.
Es ist zwingend notwendig, dass die Bevölkerung bei der ganzen Diskussion über das Bauen und die Nutzung von Grundstücken intensiv beteiligt wird. Das ist für die Glaubwürdigkeit entscheidend. Die neue Initiative BauWerk Schwarzwalod, ein Zusammenschluss von Schwarzwälder Bauexperten, ist bei dieser Diskussion sicherlich eine Bereicherung.